Blaugraue Wolken ziehen mit nahezu wahnwitziger Geschwindigkeit am Himmel auf, Wetterleuchten setzt ein, schließlich die ersten Blitze, dazu das Donnern in immer kürzeren Abständen. Ein Sommergewitter. Ich sitze alleine am Fenster, eine Decke um mich geschlungen und sehe hinaus. Urzeitlich, ebenso beängstigend wie beeindruckend. Es ist ein wenig so, als würde sich uns das Wetter in Erinnerung rufen wollen. Und ich weiß noch wie ich damals, im Sommer 2018, tief und fest in meiner kleinen Wohnung schlief, bis ein ohrenbetäubend lauter Knall mich aus dem Schlaf riss. Ein einzelner Donner, damals in dieser heißen Sommernacht. Erschreckt wachte ich auf und hatte augenblicklich furchtbare Angst. Mir schien, so als wären all die Menschen um mich herum gestorben und nur noch ich, der ganz alleine auf der Welt verblieben war. Die tiefe Stille nach diesem unerwarteten Schlag war es, die mich traf. Ich ging auf den Gang hinaus, und lauschte hoffnungsvoll auf irgendein Geräusch eines anderen Menschen. Es vergingen Minuten, bis ich endlich gedämpfte Stimmen aus einer der anderen Wohnungen vernahm. Ich war erleichtert, kehrte in mein Zimmer zurück und schrieb an jemanden, den ich damals kannte, auf dass ich das Gefühl dieser Nacht teilen konnte. Die Angst, und die Erleichterung.
Und heute, ich glaube, dass wenn ich jemanden kennen würde, ich würde einfach nur schreiben: Es gewittert! So als würde das alles erklären bei einem dieser lang ersehnten Sommergewitter.
Als ich am Morgen darauf alleine aufwachte, den 1.164 Tag in Folge, da regnete es noch immer. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal noch etwas verschlafen einfach nur liegengeblieben war und dabei dem Regen lauschte. Es schien mir das allerschönste auf der Welt zu sein. Ich hatte von ihr geträumt, heute Nacht.
2021/06/29