Ich habe versucht mich zu erinnern, an das Gefühl einer schlichten Umarmung auf und unter der Haut. Es ist mir nicht gelungen. Vielmehr scheint es, als wäre da gar keine Spur mehr in mir. Mir will, auch wenn ich ganz angestrengt daran zurückdenke, nichts rechtes daraus erwachen. Weder die Vorstellung an die Szenerie selbst, noch die Ahnung einer wie auch immer gearteten Empfindung. Es ist nicht einmal eine Leere, die Abwesenheit von etwas. Nein, all das scheint gar nie vorgekommen zu sein. Wenn man mich nun also fragen würde, ob es denn möglich sei, als Mensch ohne menschliche Nähe zu sein, so würde ich heute antworten: Ja, es ist möglich. Zuweilen, wenn ich andere Menschen sehe, die sich vermeintlich nahe sind, muss ich mich unweigerlich und instinktiv fragen, wieso sie derlei tun. Es ist mir, fürchte ich, gelungen das, was andere als eines der Grundbedürfnisse verstehen, obsolet werden zu lassen. Ich kann es, weil es mir fremd ist, nicht einmal vermissen.
2021/07/02