Wenn ich also nun, wie ich all die Menschen hier kommen und gehen sehe – ein jeder anders; doch in der Gesamtheit einer wie der andere – ein scheinbar endloses Gefühl der Langeweile, ja, vielleicht sogar der Enttäuschung verspüre, frage ich mich, wie ein Mensch sein müsste auf dass ich ihn als Einzelnen erkennen und wahrnehmen würde. Vielleicht eben jener ältere Herr, mit dem ich einst im Frühjahr über Wien eine Parkbank teilte. Eine Lichtung im knorrigen Winterwald, erstes Sonnenlicht in der Februarkälte. Er setzte sich, ruhte sich aus und ich verließ meine Träumereien, nicht aber ihn. Wir sprachen vom Schnee, und dem Frühling. Er fehlt mir, dieser Fremde, der mir näher war als jeder Freund, den ich nicht hatte.
2020/10/10