Wieso innehalten, wenn es ja doch nur vergehen und als Sehnsucht bleiben wird?
Gestern Abend und Nacht fuhr ich durch den Harz. Der Fichtenwald ist tot, abgestorben so weit das Auge reicht, doch wunderschön war es deshalb nicht weniger – es blühte lila zwischen den Baumgerippen, war schon wieder grün im Unterholz und darüber flammte der Himmel mehr und mehr auf. Jetzt, am Abend, war es endlich angenehm frisch; und außer mir war praktisch niemand mehr unterwegs. Ganz zu schweigen von den ländlichen Gegenden, die nun folgten. Die, mit all den Hügeln, Feldern und Dörfern auf der Fahrt, den Harz längst, doch noch lange gut sichtbar, im Rücken – und darüber das Leuchten des Himmels, das gar nicht mehr aufhören wollte, bis spät spät in die Nacht hinein. Wunderschön, doch wirklich. Einsam, und wunderschön. Und ich fuhr fuhr fuhr, fuhr immerzu in Richtung des Mondes. Ich hätte an irgendeinem Punkt, an dem es mir gefällt, anhalten und übernachten können; doch ich fuhr weiter, denn solche Nächte sind nicht zum Schlafen gedacht.
2025/07/05
(Musik: Fort Wayne, 2009, mit Resignation)