Nacht
Und ich
Sind vertraut
In Einsamkeit
Unterwegs
Auf Straßen
Nur ein Reh
Springt hinüber
Und ist fort
Im Dunkeln
Wie wir
Später
Am Morgen.
Doch gleich
Dass hinten und vorn
Sind
Gestern und Morgen
Blieb
Als Gewissheit
Dass alles nur Vorstellung ist
Der Dämmerungen
Gleich welcher
Dieser Welten.
Manchmal, wenn ich auf Reisen bin, denke ich mir, dass Straßen nicht weniger von einem zu einem anderen Ort führten, als dass sie es vom Tage in die Nacht täten; und schließlich, folgte man ihnen nur lange genug, auch wieder zurück. Das alles, als eine scheinbar endlose Wiederholung, einem Immerzu, das sich einzig jenem Reisenden auftut, der entschied, ob nun freiwillig oder zwangsläufig, dass nur das zählt, was dazwischen ist. Fast so, als müsse er Sorge tragen, es bliebe für immer Tag oder Nacht, gäbe keine Zeit und keine Veränderung mehr, wenn er nur einmal stehenbliebe, den Blick von der Straße vor ihm, die ihn bis dahin führte wie eine rote Linie, abwende. Und auf die Frage, wie weit oder lange etwas gewesen sei, würde ich weder Zeit noch Entfernung nennen, sondern, ganz wie in früheren Jahrhunderten, die Abfolge und das eigentümliche Wesen der erlebten Dämmerungen, der zurückliegenden und unzähligen Sonnenauf- wie Sonnenuntergänge schildern. Und ich wundere mich dann, ob ich in der Nacht nicht häufiger durch fremde Länder gereist war, als dass ich sie an ein und demselben Ort an der Seite eines anderen verbracht hatte. Ob ich nicht häufiger beim ersten Anflug der Morgendämmerung, die sie eingangs zögerlich, dann rasch und schließlich bestimmt der unentwegt vorüberziehenden Landschaft die Farben zurückgab, wieder Zuversicht schöpfte, als dass das Licht der aufgehenden Sonne durch ein Fenster und dort auf ein mir nahe und vertrautes Gesicht gefallen wäre. Nein, ganz sicher war und bin ich das. Lange genug, dass stattdessen wir Vertraute geworden sind, die Nacht und ich; und es fehlte manchmal nicht viel, dass ich meinen Kopf in ihrem Schoß ruhen ließe, ein endgültiges Mal nicht länger immerzu weiterzöge. Dass ich zurückbliebe; auch wenn es genau genommen kein Zurück sondern ein Hierbleiben wäre; und wir nicht stehenblieben, sie nicht und ich auch nicht, sondern die Welt, wie wir sie kannten, die Welt, in der wir uns beide immer schon ein wenig zu sehr fremd gefühlt hatten, einfach wo anders weiterliefe. Denn sind wir doch ehrlich, gebraucht wurden wir nie, noch dass man uns vermisst hätte; und wie sonst, wenn nicht so, hätte all das einmal zu Ende gehen sollen? Für uns, die Nacht und mich. Nachtundich, das ist Einsamkeit. Eine, die ich ein- und ausatme; und darüber vergesse, woher ich kam und wohin ich unterwegs gewesen war.
2025/03/12