Ich weiß nicht, ob das Träumen mit dem Regen beginnt; oder umgekehrt. Vielleicht regnet es, wenn die Luft so schwer von ihnen erfüllt ist, dass die Welt sie nicht mehr halten kann. Dann aber werden sie hinausgespült; und alles beginnt von Neuem an.
Draußen vor dem Fenster regnet es. Das Geräusch der Regentropfen, die sie beständig und immerzu auf die Blätter der Bäume fallen, gleicht fast dem sanften Rauschen eines Windes. Doch die Luft wird nicht nur vom Staub der Tage reingewaschen, sondern auch von Träumen. Der Sommerregen spült sie alle, auch meine eigenen sind darunter, Stück für Stück und ohne große Hast aus Welt und Himmel. Sie versickern in Wiesen und Wäldern, bilden Pfützen und Rinnsale, die, von einem leisen Murmeln begleitet, schließlich in Richtung Meer aus meinem Blick verschwinden. Auf ihrem Weg vermischen sie sich mit den unzähligen Träumen der anderen Menschen, die ich nicht kenne und niemals kennen werde. Es ist ein undurchdringliches Miteinander, das nicht länger zu unterscheiden ist und irgendwann und irgendwo einmal wieder aufsteigen wird. Hinein in die Wolken, und unserer Leben. Dass auch der Regen wie ein Murmeln klingt, ist eigentlich kein Wunder, denke ich mir jetzt, während ich hinaussehe. Eben ganz so, wie das Flüstern der Träumer in der Nacht, das allem vorangegangen war.
2021/04/14