Einsamkeit ist Distanz, doch nicht zu anderen, sondern zwischen mir und dem Schatten, den sie auf mich werfen, selbst wenn es aus dem Unbekannten heraus geschieht. Dort, wo all jene sind, von denen ich nicht einmal weiß und sie doch sehnsüchtig vermisse. Ich glaube einsam sein, heißt sich fern fühlen.
Ich habe einmal gelesen, dass Einsamkeit nur ein anderes Wort für Distanz sei, wäre sie doch nur in Relation, zwischen dem einen und anderen, wahrzunehmen. Das Maß für Einsamkeit sei demnach der Abstand zweier Schichten. Der Abstand vom Äußeren, zum Inneren. Zwischen mir, und den Kleidern, die ich trage; und vielleicht auch ein wenig zwischen dem, was ich sehe, und dem, was ich fühle. Doch eine Einheit, die diesen Abstand zu quantifizieren vermag, gibt es nicht, müsste sie sich doch mindestens über die Orte, die Zeit und die Erinnerungen unseres Lebens erstrecken. Und manchmal, manchmal sogar darüber hinaus. Hinein in das Unbekannte, das nicht selten einen nahezu unendlich langen Schatten auf uns wirft, gleich welchen Grundes.
Vielleicht aber sind wir es selbst. Das Maß der Einsamkeit. Dass unser Leben kein Leben ist, sondern nur ihr Ausdruck. Wir, die wir nicht atmen, nicht fühlen, nicht denken, sondern nichts weiter als eine Einheit sind. Eine, die wir nicht begreifen, können wir doch unmöglich über uns selbst hinaus, und schon gar nicht in das Unbekannte hinein.
2021/08/17