Draußen vor dem Fenster schneit es. Vielleicht auch dahinter, denn so genau weiß ich das eigentlich gar nicht, was nun davor, und was dahinter ist. Vielleicht ist das ein wenig wie mit den Menschen, bleibt doch bei ihnen ebenso ungewiss, was außen, und was innen ist. Erst im Abschied wird es deutlich, tritt unweigerlich zum Vorschein. Dann, wenn es leider längst zu spät ist. Es ist nicht der erste Schnee in diesem Jahr, den ich sehe. Aber es ist anders, ganz anders, einmal nicht darin unterwegs zu sein, stattdessen nur alleine hier zu sitzen und still nach draußen zu sehen. Wütend der Wind, der die Schneeflocken hier vorübertreibt. Und mir ist, als würde ich schon jahrelang genau so sitzen und hätte doch nichts verstanden. Stattdessen habe ich mich immer weiter abgelöst. Nicht aufgelöst; sondern abgelöst. Vom Menschsein, glaube ich, auch wenn das nur eine Vermutung ist. Doch vielleicht damit letztlich auch aufgelöst, fühle ich doch kaum noch etwas, so als wären meine anderen Gefühle längst vor mir geflohen. Seltsam ist das, im Inneren nichts Wirkliches mehr zu finden. Und gar nicht gut. Überhaupt nicht gut. Vielleicht ist mir das Wollen abhandengekommen, auch wenn ich nicht weiß, wann und wo. Sogar der Wunsch danach zu sprechen, den doch die meisten Menschen innehaben, ganz ohne jeden Zweifel, nichts als eine Selbstverständlichkeit, ist mir heute fremd. Ich fürchte, auch das Wollen ist, wenn es erst einmal aufgehört hat, gar nicht so einfach.
2021/11/29