Ich suche nach Worten, für diese Distanz, doch verkenne dabei, dass Worte selbst Distanz bedeuten. Sie sind nichts als Entfremdung, ein peinliches Stochern im dichten Nebel, der sich für niemanden lichten wird – weder mich, noch einen anderen.
Manchmal geschieht es mir, dass ich stehenbleibe, träumen will, gerade hier, an diesem Ort, der zum Träumen einlädt wie kein Zweiter, doch sinke ich stattdessen in mir hinab, bin mir plötzlich viel zu nahe. Vielleicht, sage ich mir dann, gilt es immer in Bewegung zu bleiben, der Wunsch nach einem wirklichen Stillstehen in Wahrheit nur ein Traum, wenngleich der vielleicht älteste aller Träume. Nicht, dass es in meinem Inneren dann besonders arg wäre, nur grau. Unendlich grau, und unbedeutend. Unter ewig gleichem Himmel scheint plötzlich alles, das ich sagte, sagen könnte und sagen werde, überflüssig, keiner Mühe wert. Stattdessen schweige ich, denn ich wollte nicht das geringste meiner leeren Gedanken jemandem zumuten, am liebsten nicht einmal mir selbst. Es ist der Überdruss, der mich wundern lässt, ob Worte an jemanden zu richten, nicht vielleicht doch nur ein Laster ist. Nichts als schlechte Angewohnheit, einem Mangel an Selbstreflektion und fehlender Achtung geschuldet. Vor uns, und jedem anderen.
Während ich mich erinnere, beginnt es vor den Fenstern zu regnen. Die Wiesen und Felder werden nass, das Schilf und die Linden am Seeufer, die Wege und Dächer, sogar die Rehe hinter dem Haus. Schön klingt das. Ein wenig nach Sehnsucht, und einem verständigen Schweigen. Eines, bei dem, ganz ohne Worte, nichts als Vertrautheit in jedem unserer leisen Atemzüge liegt. Lass uns nicht vom Ewigen träumen, sondern auf Donner und Morgendämmerung warten, will ich am liebsten sagen, doch flüstere stattdessen, dass ich schon früher, als wir uns gerade erst kennengelernt hatten, gedacht hätte, dass es nur wegen ihr und mir regne. Und jetzt, in diesem Moment, will ich wenigstens darauf hoffen, dass vielleicht doch nicht alles Gesagte wertlos ist. Die Wahrheit aber ist, ferner habe ich mich nie gefühlt, als wenn wir sprachen, näher nie, als wenn wir schwiegen, nur uns und dem Regen lauschten. Und noch immer glaube ich fest daran, dass es manchmal draußen vor den Fenstern auch Träume regnet. Träume, die vielleicht insgeheim auch nur aus Worten bestehen, doch könnte ich damit leben.
2022/06/07